Mit Frau Dr. med. Larissa Arens hat das Kompetenzzentrum TanzMedizin im medicos.AufSchalke bereits im vergangenen Jahr eine neue Leitung bekommen. Sie übernimmt die Position von Frau Dr. med. Exner-Grave, die ihren beruflichen Schwerpunkt in die Nähe ihres Wohnortes Soest verlegt hat.
Ich darf einfach erzählen? (lacht) Das ist für uns Mediziner ja eine ungewohnte Situation. Sonst müssen wir in der Regel konkrete Fragen beantworten. Ich versuche es mal. Geboren und aufgewachsen bin ich in Krefeld. Nach meinem Abitur habe ich mein Studium der Humanmedizin an der RWTH Aachen aufgenommen. Mein Mann hat ebenfalls Medizin studiert, allerdings über die Bundeswehr. Er wurde an das Bundeswehrkrankenhaus Leipzig geschickt und ich bin natürlich mitgegangen und habe meine Facharztausbildung dort gemacht. Das waren spannende Jahre – direkt nach Wende. Da war so eine tolle Aufbruchstimmung, alles war im Umbau und Wandel, alles schien möglich.
Nein, ich habe im Klinikum St. Georg gearbeitet. Ein Soldat mit Reiseverpflichtung reicht in der Familie. (Lacht) Das war eine sehr bereichernde Zeit. Ich habe dort viel gelernt. Das Krankenhaus verfügt über alle notwendigen Fachabteilungen, die man sich wünschen kann, in der Unfallchirurgie z.B. von Polytraumaversorgung bis zur eigenen Rehabilitationsabteilung alles inklusive. Da habe ich sehr viel gelernt.
2002 sind wir nach Krefeld zurückgekehrt. Ich bin eher zufällig in Viersen im Krankenhaus gelandet. Damals waren noch britische Truppen in der Gegend stationiert, die wir erst in der Kaserne und später, als immer mehr Truppen abgezogen wurden, im örtlichen Krankenhaus fachärztlich versorgt wurden. Daher war dieses Haus zweisprachig. Wir haben dort eine englische Sprechstunde angeboten, was sehr viel Spaß gemacht hat. Wir haben ein tolles Team in Viersen. Auch wenn es „nur“ ein mittelgroßes Haus ist, so liefern wir dort meiner Ansicht nach eine solide Arbeit ab.
Tanzen war immer schon mein eigenes Hobby. So kam es auch, dass ich die Tänzer des Krefelder Theaters betreut habe. Bei akuten Traumata konnte ich die Tänzer im Krankenhaus versorgen und behandeln. Es gibt aber auch zahlreiche Verletzungen und Einschränkungen, die nicht auf einen Unfall zurück zu führen sind, und diese Dinge können nicht immer im Krankenhaus behandelt werden. Es ergab sich für mich, dass ein befreundeter niedergelassener Chirurg mir eine Mitarbeit in seiner Praxis anbot. Anfänglich habe ich nur ausgeholfen, aber mit der Zeit ist eine feste Zusammenarbeit daraus erwachsen. Ich fahre seit einigen Jahren sozusagen zweigleisig: Im Krankenhaus und die Arbeit in der Praxis, für die ich inzwischen auch einen eigenen Kassensitz innehabe. In der Praxis konnte und kann ich die Tänzer mit Verletzungen, die nicht auf einen Unfall zurück zu führen sind, behandeln und therapieren. So bin ich immer intensiver mit dem Thema Tanzmedizin zusammengerückt. Und ich habe mich in diesem Kontext in unserem Verein für Tanzmedizin – ta.med e.V. – engagiert. So kam auch der Kontakt zu meiner Vorgängerin hier im Haus, Dr. med. Elisabeth Exner-Grave, zustande.
Die Gemeinschaft der Tanzmediziner ist klein und fein. Man kennt und schätzt sich. Elisabeth Exner-Grave hat hier in ihren über zehn Jahren im Haus eine phantastische Anlaufstelle für verletzte Tänzer aufgebaut. Alle Strukturen sind vorhanden. Das Netzwerk ist hochprofessionell. Anfang letzten Jahres kam sie auf mich zu und erzählte mir, dass sie sich beruflich verändern werde und eine Nachfolge für sich suche. Sie hat mich direkt angesprochen, ob ich mir vorstellen könne, ihre Arbeit weiterzuführen. Ich habe in den letzten Jahren natürlich verfolgt, was sie hier entwickelt und geleistet hat und mir war klar, dass man das nach ihrem Weggang nicht einfach zusammenfallen lassen kann.
(lacht) Ja, ein bisschen schon. Ich fühle mich in gewisser Weise verpflichtet, das weiterzuführen. Meines Wissens ist das medicos.AufSchalke die einzige wirklich etablierte Tänzer-Reha, zumindest in NRW. Aber auch deutschlandweit gibt es nach meiner Kenntnis keine andere Einrichtung, die die Reha auf diesen sehr speziellen Bereich des Tanzes anbietet. Es ist aber auch eine große Ehre, diese Arbeit fortführen zu dürfen.
Es macht sehr viel Spaß, in einem so professionellen Umfeld arbeiten zu können. Das Zusammenspiel zwischen Medizinern und Therapeuten ist gut und routiniert. Derzeit bin ich zwar nicht täglich im Haus, aber die Corona-Krise hat ja in vielen Bereichen gezeigt, dass für eine gute Kommunikation nicht zwingend eine physische Anwesenheit notwendig ist und dass man vieles auch über moderne Kommunikationsmittel klären kann. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das Kompetenzzentrum auch weiterhin ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Tänzer-Rehastandort in Deutschland sein kann.