Je leichter, je unbeschwerter, desto perfekter die Kunst. Doch hinter tänzerischer Anmut steckt in erster Linie Körperbeherrschung und hartes Training. Tänzer sind nicht nur Künstler, Tänzer sind vor allem Hochleistungssportler.
Wahrgenommen als Kunstschaffende; geraten jedoch sowohl der Höchstleistungsaspekt als auch die Notwendigkeit von ausreichenden Erholungsphasen leicht aus dem Blickfeld. Häufig fehlt auch bei den Tänzern selbst ein angemessenes Bewusstsein für die enormen körperlichen Be- und Überlastungen. Die Folge: Nicht nur das Verletzungsrisiko steigt, auch tanzspezifische Überlastungsschäden entstehen.
Um Tänzern bei der Ausübung ihrer Tätigkeit und nach Verletzungen die bestmögliche Betreuung zukommen zu lassen, wurde 2009 auf Initiative von Frau Dr. med. Elisabeth Exner-Grave das Kompetenzzentrum TanzMedizin im medicos.AufSchalke als Spezialbereich der Sportmedizin gegründet. Ein Expertenteam aus Fachärzten und speziell geschulten Therapeuten arbeitet hier in der medizinischen Tanz-Rehabilitation Hand in Hand. Motiviert zur Gründung wurde Dr. Exner-Grave durch Statistiken, die belegen, dass die Verletzungszahlen bei Berufstänzern stetig zunehmen. Dies ist einerseits auf die Belastung zurückzuführen, zum anderen auch auf den Umstand, dass die medizinische Versorgung und Rehabilitation der Tänzer oftmals nicht berufsspezifisch genug sind. Bereits durch eine vierwöchige Ruhigstellung bildet sich die Muskelmasse um 25 Prozent zurück, der Tänzer ist deutlich gemindert in seiner Leistungsfähigkeit. Hinzu kommt ein großer Konkurrenzdruck: Tänzer kehren oft zu früh in ihren gewohnten Arbeits- und Bühnenalltag zurück, auch wenn unklar ist, ob die volle Belastbarkeit wieder hergestellt werden konnte.
Das Kompetenzzentrum TanzMedizin im medicos.AufSchalke greift den spezifischen Bedarf von Tänzern auf, wie z.B. das Pilates-Gerätetraining oder die „GYROTONIC®“-Trainingsmethode. Statistische Erhebungen der vergangenen zehn Jahren zeigen, dass Tänzer mit der entsprechenden spezifischen und zielführenden Unterstützung deutlich schneller wieder auf die Bühne zurückkehren.
„Mit unserer berufsorientierten Therapie verzeichnen wir eine sichtbare Verkürzung der Heilungsverläufe“, bestätigt Dr. Elisabeth Exner-Grave, Leiterin des Kompetenzzentrums TanzMedizin in Gelsenkirchen. „Ein gut funktionierendes Netzwerk sowie kurze Kommunikationswege zwischen dem Rehateam, den Rehamanagern der Versicherungen und den Theatern ermöglichen eine präzise Heilverfahrens-Steuerung bis zum ,Return To Stage (RTS)‘. Dies mindert schlussendlich auch die Kosten für das Gesundheitssystem“, versichert die Tanzmedizinerin, die seit einigen Jahren alle Tänzerpatienten des medicos mit der Arbeitsmedizinerin Priv.-Doz. Dr. med. Eileen Wanke der Goethe Universität Frankfurt statistisch evaluiert.
Dr. med. Elisabeth Exner-Grave
Als ehemalige Tänzerin und langjähriges Vorstandsmitglied von Tanzmedizin Deutschland e.V. (tamed e.V.) weiß sie um die physischen und psychischen Belastungen, denen Tänzer ausgesetzt sind. Darum setzt sie sich seit Jahren dafür ein, verletzten oder erkrankten Tänzern den Weg zurück auf die Bühne zu ermöglichen oder mit ihnen den beruflichen Übergang einzuleiten. Tanzmedizinische Rehabilitation bedeutet nicht nur eine optimale Therapie für die verletzte Körperpartie, sie sorgt auch für die Erhaltung der physischen Fitness außerhalb des Verletzungsbereiches und geht gezielt auf mögliche Tanztechnikfehler ein, um die tänzerische Leistungsfähigkeit zu sichern.